Meldungen Detailseite


09/03/2021
Hochspezialisiert und überregional vernetzt Leukämien und Lymphdrüsenkrebs behandeln

Villingen-Schwenningen. Das Schwarzwald-Baar Klinikum wurde kürzlich erstmals von der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) als Zentrum für Hämatologische Neoplasien (HAEZ) zertifiziert. Dabei geht es um die Behandlung von Leukämien, Lymphomen („Lymphdrüsenkrebs") und Knochenmarkerkrankungen. Mit der Zertifizierung hat die DKG bescheinigt, dass das Klinikum die sehr hohen Qualitätsanforderungen erfüllt und die Patienten leitliniengerecht von einem interdisziplinären Expertenteam nach dem neuesten Stand der Medizin behandelt werden. Dazu gehört auch die so genannte autologe Zelltherapie beziehungsweise Stammzelltransplantation, also mit patienteneigenen Stammzellen. Dieses Therapieverfahren erhalten Patienten mit der Knochenmarkerkrankung Multiples Myelom, mit ausgewählten Non-Hodgkin-Lymphomen und Leukämien.

 

 „Wir behandeln Patienten in unserem Zentrum mit modernsten Zelltherapien", erklärt Professor Dr. med. Paul Graf La Rosée, Direktor der Klinik für Innere Medizin II, Onkologie, Hämatologie, Immunologie, Infektiologie und Palliativmedizin im Schwarzwald-Baar Klinikum. Dazu gehören die Hochdosistherapie und die Transplantation patienteneigener Stammzellen. „Wir verfügen über alle erforderlichen Diagnosemöglichkeiten und bieten hochspezialisierte Behandlungen an", so der Chefarzt. „Gerade, was die Transplantation von patienteneigenen Stammzellen betrifft, können die Betroffenen von der wohnortnahen Versorgung profitieren." Auch eine Transplantation mit fremden Stammzellen kann in Villingen-Schwenningen geplant werden, dafür arbeitet das Klinikum eng mit den Universitätskliniken Freiburg und Tübingen zusammen.

„Bei der so genannten autologen Stammzelltransplantation werden selbstgespendete Zellen verwendet, bei der allogenen Stammzelltransplantation fremdgespendete Zellen. In beiden Fällen werden die Stammzellen meist über eine Entnahme aus dem zirkulierenden Blut gewonnen", berichtet Professor La Rosée. „Es erfolgt eine sehr hoch dosierte Chemotherapie, gegebenenfalls in Kombination mit einer Bestrahlung." Ziel der Hochdosistherapie ist es, alle erkrankten Zellen zu zerstören. Als Ersatz werden dem Patienten anschließend gesunde Stammzellen zugeführt. „Während der Therapie wird das Immunsystem der Patienten außer Kraft gesetzt, weshalb sie besonders geschützt werden müssen. Bei uns werden sie deshalb in speziellen luftgefilterten Räumen untergebracht", erklärt der Mediziner.

Im Rahmen des Audits hat das Schwarzwald-Baar Klinikum nachgewiesen, dass es alle Anforderungen der DKG erfüllt. Dabei spielen verschiedene Kriterien eine wichtige Rolle. Zum einen werden die Patienten von einem ausgewiesenen, interdisziplinären Expertenteam behandelt. Dazu gehören beispielsweise Mediziner der Strahlentherapie, der Pathologie, der Radiologie und der chirurgischen Kliniken ebenso wie Apotheker und die Ärzte in den onkologischen Schwerpunktpraxen der Region. Die Mediziner betrachten in den so genannten Tumorkonferenzen jeden Fall individuell und besprechen gemeinsam die möglichst beste Therapie für den jeweiligen Patienten.

Zum anderen geht es hinsichtlich der Zertifizierung darum, spezielle Expertise für diese Krankheitsbilder vorzuweisen. „Leukämien sind eigentlich eher selten, gerade deswegen braucht es Erfahrung mit diesen Erkrankungen", so Professor La Rosée. Im Hämatologischen Zentrum des Schwarzwald-Baar Klinikums werden jährlich etwa 400 bis 450 Patienten mit Blut- und Lymphkrebserkrankungen behandelt, davon werden circa 140 Fälle im Jahr neu diagnostiziert. „Wichtig ist zudem, dass wir mit ausgewiesenen Studiengruppen der Universitäten vernetzt sind und die Behandlungen, wenn möglich, systematisch im Rahmen klinischer Studien erfolgen", meint der Chefarzt. Neben der Qualitätskontrolle innerhalb der Studiengruppen gibt das Zertifikat auch die Qualitätskontrolle mittels vordefinierter Kennzahlen vor, welche im Zertifizierungssystem bundesweit einen Ergebnisvergleich erlaubt. Dies wird, gemeinsam mit dem klinischen Krebsregister, von der Zentrumskoordinatorin Angela Sermersheim organisiert.

„Wir freuen uns sehr über die Zertifizierung als Zentrum für Hämatologische Neoplasien", erzählt Professor La Rosée. „Es stellt eine Art Gütesiegel dar, auf das wir gemeinsam mit allen Beteiligten stolz sein können. Es geht um eine gesicherte Behandlung, die bescheinigt, dass die Patienten gemäß des sich rasch entwickelnden medizinischen Fortschritts behandelt werden. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn gerade bei diesen sehr seltenen Erkrankungen werden die Therapien stetig weiterentwickelt – damit muss man Schritt halten und immer auf dem neuesten Stand sein. Davon profitieren die Patienten erheblich."

Um den Krebspatienten möglichst ganzheitlich helfen zu können, bietet das Schwarzwald-Baar Klinikum darüber hinaus übergeordnete Leistungen an. Dazu gehören unter anderem die rehabilitative Physiotherapie, der Psychoonkologische Dienst, die Seelsorge, die Ernährungsberatung, der Sozialdienst, die Brückenpflege, das Palliativzentrum und die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV).

 

Bild:
Viele Menschen im Klinikum sind am neuen Zentrum für Hämatologische Neoplasien beteiligt. Dazu zählen unter anderem (von links): Maik Fähling (Pflegerischer Klinikleiter Onkologie), Prof. Dr. med. Paul La Rosée (Direktor der Klinik für Innere Medizin Onkologie), Dr. med. Martin Henkes (Leitender Oberarzt Innere Medizin Onkologie), Dr. med. Jörg Kalla (Direktor des Instituts für Pathologie), Heike Stammler (Studienzentrale Onkologie), Angela Sermersheim (Koordinatorin des HAEZ und Leiterin Tumordokumentation), Prof. Dr. med. Stephan Mose (Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, CyberKnife Centrum Süd), Monika Neiss (Qualitätsmanagerin) und M.D. Omar Habibeh (Oberarzt Strahlentherapie und Radioonkologie).



zur Pressemitteilung
zum Bild