Hyperhidrose (Krankhaftes vermehrtes Schwitzen)

Ein bis zwei Prozent der Menschen in Deutschland sind betroffen

Prof. Dr. med. Christian Stremmel
Direktor des Lungenzentrums
Leiter der Thoraxchirurgie
Facharzt für Allgemeinchirurgie und Thoraxchirurgie
Schwerpunkt: Thoraxchirurgie

Tel.: +49 771 88-5901
Fax: +49 771 88-5990
E-Mail: christian.stremmel@sbk-vs.de

Schwitzen ist eine lebenswichtige Funktion zur Wärmeregulation. Über die Verdunstung des abgesonderten Schweiß nimmt der Organismus bei Überhitzung einen Temperaturausgleich vor. Eine übermäßige Schweißproduktion wird als  Hyperhidrose bezeichnet. Sie tritt entweder lokal an Armen und/oder Beinen auf, kann aber auch den gesamten Körper betreffen. Medizinisch spricht man von einer Hyperhidrose, wenn mehr als 100 Milligramm Schweiß innerhalb von fünf Minuten in einer Achselhöhle produziert werden. Bei der lokal begrenzten Hyperhidrose sind die Handflächen mit einer Häufigkeit von 60 Prozent, die Achselhöhlen mit 40 Prozent und der Kopf mit zehn Prozent betroffen. Oft tritt die Krankheit aber an mehreren Hautarealen gleichzeitig auf.

Krankheitsbild

Die Hyperhidrose kann angeboren (primäre Form) oder eine Folge von Erkrankungen des Stoffwechsel- oder Nervensystems sein (sekundäre Form). Typischerweise zeigt sich die angeborene Hyperhidrose bereits im Kindes- und Jugendalter. Sie ist temperaturabhängig und verstärkt sich in Stresssituationen.

Es gibt verschiedene Schweregrade der Hyperhidrose, doch entscheidend für den Patienten ist die individuell erlebte Ausprägung im täglichen Leben und die damit verbundene psychische Belastung. Diese stellt einen zentralen Punkt in dem Krankheitsbild dar – die Betroffenen werden wegen ihrer vermehrten Schweißbildung oft stigmatisiert. Patienten mit einer Hyperhidrose haben meist eine lange Krankenvorgeschichte mit zahlreichen erfolglosen Therapien hinter sich.

Diagnose und Therapie

Bevor eine Therapie in Erwägung gezogen wird, muss zunächst eine sekundäre Hyperhidrose ausgeschlossen werden. Diese tritt manchmal im Rahmen der Wechseljahre auf beziehungsweise kann sie die Folge einer Überfunktion der Schilddrüse sein. Auch neurologische Grunderkrankungen sollten zuvor ausgeschlossen werden. Entscheidend dafür ist die Anamnese des Patienten und die sorgfältige klinische Untersuchung.

Für die Wahl der Therapie muss zwischen der axillären Hyperhidrose (Achsel) und der Hand- und Fußflächenhyperhidrosis unterschieden werden. Für die Behandlung der axillären Hyperhidrose kommen lokale Therapien mit Antiaspirantien (Aluminium-Chlorid-Sprays) sowie die Applikation von Botulinumtoxin A und/oder die Gabe von Psychopharmaka in Frage. Bei der Hyperhidrosis der Hand- und Fußflächen spielt zusätzlich die Iontophorese eine entscheidende Rolle. Dabei werden die betroffenen Stellen einem in seiner Stärke regelbaren oder pulsierendem Gleichstrom ausgesetzt, um die Schweißbildung auf ein natürliches Niveau zurückzuführen, ohne dabei die Schweißdrüsen zu schädigen.

Diese Methoden haben sehr gute Erfolgsaussichten, müssen aber lebenslang eingesetzt werden und sind nicht frei von Nebenwirkungen. Vor allem die Botulinumtoxin-A- Injektion ist kritisch zu sehen, da mehrfach Injektionen im Abstand von sechs bis zwölf Monaten erforderlich sind und es sich in der Regel bei den Patienten um junge Menschen handelt.

Bei den operativen Verfahren ist vor allem die minimal-invasive Operation zur teilweisen Entfernung des Nervus sympathikus, von der Unterkante der zweiten Rippe bis zur vierten Rippe, zu nennen. Dieser Nerv spielt eine entscheidende Rolle bei der Genese der Hyperhidrose.  Die Operation wird über kleine Schnitte (weniger als ein Zentimeter) vorgenommen und hat eine geringe Komplikationsrate. Sie findet in Vollnarkose statt, der Patient wird zu stationär aufgenommen. Die Erfolgsaussichten liegen für die axilläre Hyperhidrose bei bis zu 92 Prozent und bei der Palmalen-(Hand-)Hyperhidrose bei bis zu 96 Prozent. 

Als Folge einer erfolgreicher Operation tritt das sogenannte kompensatorische Schwitzen auf. Dieses stellt keine Komplikation dar, sondern ist eine typische Gegenregelation des Körpers. Das Wasser, das der Körper zuvor über die Hände und Achseln abgab, wird nun an anderen Stellen ausgeschieden. Da sich dies aber über den Körper verteilt beziehungsweise Areale betrifft, die im sozialen Kontakt keine entscheidende Rolle spielen, wird es von den Patienten gut toleriert.

Die Operation wird von den Krankenkassen finanziert. Der Krankenhausaufenthalt beträgt drei Tage.

Kontakt

Schwarzwald-Baar Klinikum
Lungenzentrum Donaueschingen
Prof. Dr. med.
Christian Stremmel
Sonnhaldenstr. 2
78166 Donaueschingen

Chefarztsekretariat
Ute Semeth
Tel.: +49 771 88-5901
Fax: +49 771 88-5990
E-Mail: ute.semeth@sbk-vs.de

Spezialsprechstunde für Hyperhidrose
Chefarzt Prof. Dr. med. Christian Stremmel
Mittwoch:
12.00 - 14.00 Uhr

Terminvereinbarung über
Tel.: +49 771 88-5901
Fax: +49 771 88-5990
E-Mail: luz@sbk-vs.de